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2018 Tirana nach Thessaloniki

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Die Anreise mit 2 Fahrrädern, verpackt mit Stretchfolie, war für mich schon fast Routine. Seid wir vor 2 Jahren in Split unsere Fahrräder so verpackt hatten, hatten wir keine Probleme mehr beim Einchecken am Flughafen.

Leider war das System noch nicht optimal, da die Fahrräder dann behandelt werden wie normales Gepäck ohne Rücksicht auf Beschädigungen. So erreichte ich Tirana am Freitagabend mit 2 ziemlich demolierten Fahrrädern. Sven sollte am nächsten Tag gegen 13 Uhr eintreffen und dann wollten wir gemeinsam vom Flughafen in die Stadt fahren, wo meine Familie (Petra, Nicola und Fabien) schon für ein Wochenende Quartier bezogen hatten. Morgens beim Zusammenbau der Fahrräder konnte ich alle Beschädigungen reparieren, bis auf das verbogene Teil, das die Ritzel mit dem hinteren Rad verbindet. Beim dritten Versuch war es geschafft: Das Teil war abgebrochen. Fachleute nennen das Teil Schaltauge, das so gebaut ist, dass es absichtlich bricht, um die Schaltung vor Beschädigungen zu schützen. Da ich ein Schaltauge (ich hatte noch nie davon gehört) nicht als Ersatz dabei hatte, stand unsere Etappe in diesem Moment sehr auf der Kippe.

Mein Hotel war sehr hilfsbereit und stellte gleich seinen Fahrer für mich ab, mit dem ich und Svens Fahrrad nach Tirana fuhren. Allerdings mit wenig Hoffnung, das notwendige „Schaltauge“ dort noch am Samstag zu bekommen. Die Straße, in der wir anhielten, entpuppte sich als Fahrrad-Eldorado: Innerhalb von 100 Metern waren links und rechts der Straße 10 kleine Fahrradläden. Im dritten Laden kramte der Inhaber tatsächlich das richtige Schaltauge aus irgendeiner Kiste und reparierte Svens Fahrrad in wenigen Minuten! Unser Held!

  

Exkurs: Auf dem Rückflug brach das Schaltauge von meinem Bergamont Fahrrad. Im Bergamont-Flagshipstore in Hamburg war das Schaltauge nicht vorrätig: 5 Tage Lieferzeit und einen Termin für den Einbau hätte ich nach 4 Wochen bekommen können. Ein Hoch auf die albanischen Fahrradhändler!!!

So konnten Sven und ich im Mittag ganz entspannt nach Tirana radeln. Wir besuchten gemeinsam unseren Helden, besichtigten Tirana und hatten gemeinsam mit meiner Familie ein sensationell gutes Essen.

  

Mit dem festen Glauben, das größte Problem schon gelöst zu haben, starteten wir am nächsten Morgen bestens gelaunt gen Süden. Wir bekamen nicht mehr mit, wie der Hotelmanager zu meiner Familie sagte, dass die von uns gewählte Route absolut nicht mit dem Fahrrad zu bewältigen wäre. Ich hatte bei der Wahl der Route mehr auf eine gemäßigte Steigung geachtet und weniger auf den Straßenbelag. Als der Asphalt aufhörte, machten wir uns noch keine großen Sorgen. Als uns nur noch Eselskarren entgegenkamen, ahnten wir allmählich, was auf uns zukommen sollte: 10 km Schotterpiste, die uns 2 Plattfüße, mehrere Stürze, die zum Glück glimpflich abliefen, und mehrere Kilometer Bergaufschieben einbrachten. Svens unverwüstliche Laune drohte auf ein Allzeit Tief abzusinken.

  

  

Zum Glück verlief die zweite Hälfte des Tages auf einer schön geteerten Straße und wir erreichten noch rechtzeitig unser Hotel, das sich als Raststätte an der Verbindungsstraße von Albanien nach Mazedonien entpuppte: 24 Stunden geöffnetes Restaurant und wohl die einzige öffentliche Toilette weit und breit direkt unter unserem Zimmer.

Am nächsten Tag ging es immer leicht bergauf bis zum Lake Ohrid, der auf 700 Meter über dem Meeresspiegel liegt. Aufgrund des anstrengenden ersten Tages und einer von Süden kommenden Gewitterfront entscheiden wir uns für die kürzere, nördliche Umfahrung des Sees. An der Grenze zu Mazedonien erwischte uns die Gewitterfront und wir beschlossen, den ersten Guss abzuwarten. Da der erste Guss aber kein Ende nahm, fuhren wir dann in Regenklamotten weiter und waren glücklicherweise bald aus dem Regengebiet heraus.

In Ohrid angekommen, hängte sich ein junger Fahrradfahrer an unsere Fersen, der uns die besten Appartements für kleines Geld vermitteln wollte. Tatsächlich war das die günstigste Übernachtung unserer gesamten Tour. Allerdings war uns auf Anhieb nicht klar, dass es im Appartement weder Bettzeug noch Handtücher gibt. Man kann eben nicht alles haben. Ohrid ist ein Touristenort mit besten Bademöglichkeiten am See und entsprechendem Stadtbild mit Restaurants und Hotels. Die Touristen kommen überwiegend aus Mazedonien, Albanien, Kosovo und Griechenland.

  

Auch der dritte Tag brachte uns wieder fast 1000 Höhenmeter und mit fast 1200 Meter Höhe den höchsten Punkt unserer diesjährigen Etappe. Gleich vom Start weg ging es in einen langen Anstieg, der aber mit einigen Pausen gut zu bewältigen war. Auf halbem Weg machte ich noch einen Versuch, eine Nebenstrecke zu wählen, den wir aber nach wenigen Metern auf einer Schotterpiste abbrachen. Da die Hauptstrecke auch nicht so stark befahren war, wie wir befürchteten und das Tempolimit von 70 km/h von den Autofahrern meist eingehalten wurde, fühlten wir uns auf der Hauptstraße einigermaßen sicher und genossen den bestens asphaltierten Untergrund. Unsere Tagesetappe endete in Bitola, die mit 70.000 Einwohnern drittgrößte Stadt in Mazedonien. Geprägt ist die Stadt durch eine breite Fußgängerzone, die durch das Zentrum der Stadt führt. Hier wurden wir auch auf unserer Suche nach einem schönen Restaurant fündig: Das Essen war hervorragend und der Kellner war extrem bemüht, uns die besten Speisen und Getränke zu erklären und formvollendet aufzutischen.

  

  

Die vierte Tagesetappe startete ganz entspannt bei sehr angenehmen Temperaturen und ohne viel Gegenwind. Wir erreichten bald die Grenze nach Griechenland. Das war nach Schottland, England, Frankreich, Belgien, Deutschland, Schweiz, Österreich, Italien, Slowenien, Kroatien, Bosnien und Herzegowina, Montenegro, Albanien und Mazedonien unser 15. Land, in das wir auf unserer x-europe-tour hineinfuhren.
Da wir in den ersten 3 Tagen unsere Beine gut strapaziert hatten, beschlossen wir unsere Route leicht zu ändern. Wir fuhren 10 km mehr und ersparten uns dadurch 400 Höhenmeter. Vielen Dank an Google-Maps! Zusätzlich bescherte uns die Routenänderung eine fast unbefahrene Straße direkt an einem See entlang. Da die letzten 15 km nur noch bergab gingen, kamen wir gut gelaunt in Edessa an und fanden dort auf Anhieb ein kleines, sehr nettes Hotel. Gen Osten fällt das Gelände direkt am Ortsrand 200 Meter ab, so dass die kleinen Flüsse, die durch Edessa fließen, in Wasserfallkaskaden Richtung Tal fließen.

  

Die letzte Tagesetappe Richtung Thessaloniki bot nach dem kurzen Ritt über 200 Höhenmeter nach unten keine besonderen Highlights. Wir hatten kaum Möglichkeiten, von der Hauptstraße mit viel LKW Verkehr auszuweichen. Einzig eine fast zur Autobahn ausgebaute Schnellstraße über 10 km, die fast autofrei war, gab uns die Möglichkeit, ganz entspannt zu zweit nebeneinander herzufahren. Die großen Schilder wiesen darauf hin, dass diese Straße mit EU-Geldern gebaut wurde, aber leider 2 km länger war, als die alte Strecke und somit nicht benutzt wurde.

In Thessaloniki angekommen gönnten wir uns auf einer der vielen Fußgängerzonen in Richtung Meer einen riesigen Eisbecher und sonnten uns den restlichen Nachmittag auf den Rasenflächen rund um den alten Leuchtturm (White Tower) mit Blick über die lange Promenade und auf die Hafenanlagen. Als die dunklen Gewitterwolken näher kamen, fuhren wir weiter zu unserem Hotel, ganz in der Nähe zum Flughafen. Da wir am nächsten Morgen einen Transfer zum Hotel bekommen konnten, konnten wir die Fahrräder schon abends transportfähig verpacken.

  

Da Sven und ich uns nicht einigen konnten, ob wir unsere x-europe-tour wie ursprünglich geplant in Istanbul beenden, oder aufgrund der politischen Lage in der Türkei auf Athen ausweichen, entschieden wir uns für ein doppeltes Ende. Am 11.05.2019 feiern wir das erste Ende der Tour in Athen, für dessen Planung ich zuständig bin und im nächsten Jahr feiern wir das Ende in Istanbul, das Sven planen wird. Wer also Lust hat, ist herzlich eingeladen am 11.05.19 bei unserer kleinen Feier in Athen dabei zu sein.

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