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2019 Thessaloniki nach Athen

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Start in Hamburg mit zwei Fahrrädern

Nachdem die Fahrräder auf dem Hinflug bei der letzten Etappe so demoliert ankamen, dass wir sie kaum reparieren konnten (siehe Bericht Tirana – Thessaloniki), haben wir in diesem Jahr die Fahrräder in dafür vorgesehene Kartons verpackt. Es ist schon nicht so ganz einfach, die schön ausgestopften und zugeklebten Kartons von 180 cm Länge beim Flughafen durch die Drehtür zu bekommen, aber es ist unmöglich, den abgesteckten Parcours für die Warteschlange vor Turkish Airlines zu bezwingen. So parke ich die Kartons neben der Schlange, was sofort die Flughafensicherheit auf den Plan ruft. Wild gestikulierend versuche ich zu erklären, dass die Kartons zu mir gehören, ohne dabei meinen Platz in der Warteschlage zu verlieren. Als ich an der Reihe bin, will die Mitarbeiterin von Turkish Airlines unbedingt die Fahrradkartons begutachten, so dass ich gegen den Strom der eingecheckten Passagiere die Kartons, natürlich ohne über die Kartons hinwegsehen zu können, zum Schalter fahren muss. Spätestens jetzt bin ich die Attraktion für die wartenden Fluggäste.

Völlig fertig und nass geschwitzt will ich die Kartons schnell bei dem Scanner für überformatiges Gepäck abgeben. Da die Kartons zu groß für den Scanner sind, werde ich aufgefordert, doch eben mal die Fahrräder aus den Kartons zu holen. Gute 2,5 Stunden, nachdem ich den Flughafen betreten hatte, sind die Fahrräder geröntgt, sprengstoffbehandelt und wieder verpackt auf dem Weg zum Flugzeug.

Das ist allerdings nicht der Grund dafür, dass mein Flieger nach Istanbul so viel Verspätung hat, dass ich den Weiterflug nach Thessaloniki nicht mehr erreiche. Der Nebeneffekt ist, dass ich den neuen, wirklich riesigen Flughafen Istanbul in seiner vollen Größe kennenlernen darf, bis alle Umbuchungen erledigt sind. Da Sven für seine Anreise sowieso in Istanbul übernachten will, checke ich im gleichen Hotel ein und bekomme auch ein Ticket für den gleichen Flieger früh morgens nach Thessaloniki. Und tatsächlich kommen auch unsere Fahrräder mit diesem Flugzeug an, so dass die Etappe starten kann.

1. Tagesetappe

Die erste Tagesetappe ist relativ flach, so dass wir die 111 km bis Katerini ohne größere Probleme bewältigen können. Die Fahrt geht vom südöstlich von Thessaloniki gelegenen Flughafen durch Thessaloniki hindurch und dann in Richtung Süden. Westlich von Thessaloniki erstreckt sich ein großer Nationalpark, der durch ein großes Delta von 3 Flüssen geprägt ist. Leider ist der Nationalpark nicht zum Durchfahren geeignet, da es kaum Brücken über die Flüsse gibt.

Hinter Thessaloniki können wir immer auf kleinen, gut ausgebauten Straßen parallel zur Hauptstraße fahren, so dass wir gutgelaunt in Katerini (85.000 Einwohner) ankommen.

2. Tagesetappe

Die Hauptstraße/Autobahn gen Süden hat fast über die gesamte Länge nach Athen parallel eine kleine, asphaltierte Straße, auf der man hervorragend radeln kann. Der einzige Nachteil ist, dass man immer auf einer Seite eine Böschung oder Wand hat, über die man nicht hinwegsehen kann. Nach den ersten 25 km „immer an der Wand lang“ nutzen wir die Möglichkeit, direkt an der Küste zur Ägäis zu fahren. Eine der wenigen Festungen (Platamonas) an dieser Küste zwingt uns zu einem kurzen Anstieg auf 80 Meter Höhe, aber ansonsten ist es eine ruhige Fahrt. Das Wetter ist mit uns sehr gnädig: Eine dunkle Regenfront verpasste uns knapp, so dass wir die Regenklamotten nach wenigen Kilometern wieder ausziehen. Da wir heute nur 90 km fahren, akzeptiert Sven die wenigen Schotterpisten, die wir auf der Strecke haben. Das Grand Hotel in Larissa (140.000 Einwohner) wartete schon auf uns.

3. Tagesetappe

Auf der dritten Etappe wird das Gelände schon etwas schwieriger. Wir haben auf 107 km Strecke über 1000 Höhenmeter zu bewältigen. Wir können der Hauptstraße/Autobahn überwiegend ausweichen und fahren auf einer wunderschöne, ruhige Straßen mit herrlichem Ausblick auf beiden Seiten. Kurz vor dem Ziel geht es bergab bis auf Meereshöhe und dann noch einmal ein Anstieg auf 200 Höhenmeter. Dann ist es geschafft und wir landen in Glifa (260 Einwohner), einem kleinen Ort an der Ägäis. Da es hier nur ein Hotel gibt, hatten wir ein Zimmer vorab gebucht und werden herzlich aufgenommen. Auf der Erkundungstour durch den Ort, eigentlich sind es nur die 300 Meter direkt am Wasser entlang, treffen wir auf das Schild: „Chef spricht deutsch“. Kaum, dass wir stehen bleiben und das Schild bewundern, werden wir vom Chef im besten Deutsch auf seine Terrasse gesetzt und wir genießen einen Sundowner mit Blick auf die Ägäis.


An diesem Abend ist das Fest des Jahres in Glifa. Es versammeln sich, während wir von der Terrasse den besten Blick haben, ca. 200 Griechen, die dann mit einer Fähre auf eine der vorgelagerten Insel gefahren werden, wo dann ein Gottesdienst stattfand. Wir genießen es, dass der Ort wieder so ausgestorben ist wie vorher und wechseln 50 Meter weiter in das Restaurant des Ortes.

4. Tagesetappe

Heute müssen wir zunächst mit der Fähre auf eine Halbinsel und dort nach 10 km die nächste Fähre nehmen, die uns wieder auf das Festland führt. Da wir von der Ankunft auf der Halbinsel bis zur Abfahrt nur genau 30 Minuten Zeit haben, und wir nicht 2 Stunden bis zur Abfahrt der nächste Fähre warten wollen, wird das für uns ein Rennen über den 120 Meter hohen Hügel, den wir überqueren müssen. Wir brauchen genau 30 Minuten, so dass wir gerade noch sehen können, wie die Fähre ablegt. Nach einer Stunde legt eine weitere Fähre an und wir merken erst in letzter Sekunde, dass das unsere Fähre ist. Die Auskunft, dass die Fähre nur alle 2 Stunden fährt, war schlichtweg falsch.

Durch die zwei Fähren sind wir relativ spät dran und wir nehmen den kürzesten Weg nach Thiva. Der führt wieder parallel zur Autobahn auf einer schön asphaltierten Straße. 35 km vor dem Ziel fahren wir gen Süden genau dem recht starken Wind entgegen und deshalb probieren wir zum ersten Mal den Belgischen Kreisel mit Führungswechsel im Minutentakt. Mit schon etwas müden Beinen planen wir einen letzten Stopp in dem einzigen kleinen Ort, der noch in der Nähe unserer Route liegt und nur einen Abstecher von 1 km bedeutet. Dass dieser Kilometer auch 100 Höhenmeter bedeutet, wird uns erst langsam klar. Immer die Coca-Cola-Werbung vor Augen, hecheln wir den Berg rauf und erleichtern den Kneipenwirt um 10 Dosen Cola, die wir in kürzester Zeit vernichten.

Die letzten 20 km sollten jetzt kein Problem mehr sein, denken wir, bis unsere Straße auf einmal zu Ende ist. 50 cm zwischen Betonmauer und Abhang fordern Sven mit seiner Höhenangst alles ab und auch mir ist etwas mulmig. Dann können wir auf einem Trampelpfad den Abhang hinunterschieben und auf einem wunderschönen Wanderweg an einem See entlangfahren.

Kurz vor Thiva werden wir von Landarbeitern durch starkes Winken und Kopfschütteln davon abgebracht, eine Abkürzung zu nehmen und kommen dann endlich mit lehmverschmierten Fahrrädern in Thiva an. Schnell ins Hotel, duschen und etwas ausruhen um dann riesig zu essen – denken wir. Aber der Tag mit seinen Überraschungen ist noch nicht zu Ende. Die ersten beiden Hotels sind ausgebucht, das dritte und letzte im Ort, wird von einem sehr netten jungen Mann geführt, der uns über eine Aktion einer italienischen Firma aufklärt, die mit 250 Mitarbeitern in Thiva übernachten und er deshalb auch kein Zimmer mehr frei hat. Er kann uns aber noch zwei Ferienhausvermittler außerhalb der Stadt nennen. Während ich krampfhaft versuche, einen der beiden ans Telefon zu bekommen, hat Sven festgestellt, dass der junge Mann in der Rezeption mit seinem Leben eigentlich nicht zufrieden ist und startet schon seine erste Therapiestunde. Tatsächlich schaffe ich es, ein ganzes Blockhaus für uns zu reservieren, das extra noch für uns gereinigt werden muss und natürlich einige Kilometer aus der Stadt heraus in der Richtung liegt, aus der wir gerade gekommen sind. Leider können wir noch nicht los, weil Sven erst seine Therapie-Stunde beenden muss.

Das sehr nette Ehepaar, das uns das Blockhaus vermietet, gibt es uns sogar zum halben Preis, weil wir außerhalb der Saison sind. Total happy, dass wir noch eine Schlafmöglichkeit bekommen haben, geben wir den beiden ein üppiges Trinkgeld, wofür wir aber nur verständnislose Blicke ernten. Wir gönnen uns ein Taxi in die Stadt zurück und freuen uns im BBQ-Haus auf ein riesiges Steak. Nach ausführlichem Studium der Speisekarte werden wir bei der Bestellung darauf hingewiesen, dass es nur noch Suppe und ein Nudelgericht gibt. BBQ in Griechenland – unglaublich, aber passend zu diesem Tag der Pannen. Aber auch hier finden wir eine gute Lösung: Wir wechseln das Lokal und haben ein richtig gutes Essen im besten Lokal der Stadt. Beim Nachtisch meldet sich unser Empfangskomitee aus Athen, die schon feuchtfröhlich Ihre eigene Ankunft in Athen feiern.

5. Tagesetappe

In diesem Jahr habe ich das erste Mal auf Landkarten verzichtet und bin völlig begeistert von der App Komoot, die mir nicht nur den Weg weist, sondern mir Informationen über Steigungen und die Oberfläche der ausgesuchten Wege gibt. Damit wir am letzten Tag nicht wieder überwiegend an der Autobahn entlang fahren müssen, tüftele ich mit Komoot am Abend vor unserer letzten Tagesetappe noch bis spät in die Nacht eine Route über den Berg aus, der zu 90% Straßenbelag sein soll.
Wir verabschieden uns herzlich von unseren Vermietern und nehmen gleich gegenüber in einem Trucker-Stop unser Frühstück ein. Ein Grieche ist so begeistert von unserer Tour, dass er uns spontan einen griechischen Müsliriegel zusteckt und uns gute Fahrt wünscht. Gut gelaunt und mit reichlich Zeitpuffer – wir wollen um 16 Uhr in Athen einlaufen – starten wir steil bergauf durch Thivia hindurch gen Süden. Nach 10 km wird unsere Straße zur Schotterpiste, obwohl mein Komoot noch immer Straßenbelag angibt. Nach 25 km sind wir ziemlich entnervt, da der „Straßenbelag“ zwischen Schotterpiste und matschiger Lehmpiste wechselt. Mit kleinen Stöckern versuchen wir die Zwischenräume zwischen Laufrad und Schutzblech zu reinigen, da wir so kaum noch fahren können. Wir entscheiden uns einen 20 km Umweg in Kauf zu nehmen und uns in Richtung Norden zur Autobahn durchzuschlagen, da der „Straßenbelag“ sich auf der geplanten Route die nächsten 50 km nicht ändern würde und vor uns noch ein Anstieg von 500 Höhenmetern auf uns wartet. Nach weiteren 20 km Schotterpiste haben wir endlich wieder Asphalt unter den Rädern und kurze Zeit später haben wir unsere Autobahn erreicht, die uns dann bis nach Athen begleitet.

Die letzten 20 km nach Athen geht es fast nur bergab, so dass wir den Umschwung von einsamen Feldwegen auf eine quirlige Millionenmetropole entspannt aufsaugen können. Ohne Fahrradwege in der Rushhour ist das schon ein Erlebnis besonderer Art, auch wenn alle Autofahrer gefühlt Rücksicht auf uns nehmen. Um 17 Uhr erreichen wir unser Ziel das Panathinaiko Stadion, die Austragungsstätte der ersten Olympischen Spiele der Neuzeit im Jahr 1896.

Unsere in nur wenigen Tagen zu einer eingeschworenen Truppe gereifte Fangemeinde empfängt uns überschwänglich mit einem großen Banner, Fahnen und Sekt! Jutti schenkt Sekt aus, Achim W. dokumentiert alles per Kamera, Klaus und Achim Z. halten das Banner hoch Nicola, Fabian, Petra, Birgit D, Kai, Bettina, Birgit W., Karin und Lothar freuen sich ebenso wie wir, dass wir unser erstes Endziel erreicht haben. Dank der guten Organisation von Achim Z. können wir zusammen mit allen Personen und unseren Fahrrädern die letzten 15 km bis zu unserem Hotel mit einem Kleinbus bewältigen.

Das Hotel, das uns die nächsten 4 Tage beherbergen wird, belegen wir die Hälfte der vermieten Zimmer und ist damit fast wie eine Privatunterkunft. Das Frühstück nehmen wir immer gemeinsam an einer langen Tafel direkt am Pool ein. Abends trudeln alle Teilnehmer nach dem Sightseeing wieder im Hotel ein und treffen sich am Pool zu einem Sundowner. Am Samstagabend laden Sven und ich zum Abendessen in einem herrlichen Restaurant mit Meerblick ein und wir genießen gemeinsam griechische Tappas mit griechischem Wein. Für uns und nach allem Bekunden auch für unsere Fangemeinde, war die Tage ein absolut würdiges 1. Ende unserer x-europe-tour.

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