X-Europe-Tour.com

29. Januar 2020
von Frank Scharlau
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2019 Thessaloniki nach Athen

Start in Hamburg mit zwei Fahrrädern

Nachdem die Fahrräder auf dem Hinflug bei der letzten Etappe so demoliert ankamen, dass wir sie kaum reparieren konnten (siehe Bericht Tirana – Thessaloniki), haben wir in diesem Jahr die Fahrräder in dafür vorgesehene Kartons verpackt. Es ist schon nicht so ganz einfach, die schön ausgestopften und zugeklebten Kartons von 180 cm Länge beim Flughafen durch die Drehtür zu bekommen, aber es ist unmöglich, den abgesteckten Parcours für die Warteschlange vor Turkish Airlines zu bezwingen. So parke ich die Kartons neben der Schlange, was sofort die Flughafensicherheit auf den Plan ruft. Wild gestikulierend versuche ich zu erklären, dass die Kartons zu mir gehören, ohne dabei meinen Platz in der Warteschlage zu verlieren. Als ich an der Reihe bin, will die Mitarbeiterin von Turkish Airlines unbedingt die Fahrradkartons begutachten, so dass ich gegen den Strom der eingecheckten Passagiere die Kartons, natürlich ohne über die Kartons hinwegsehen zu können, zum Schalter fahren muss. Spätestens jetzt bin ich die Attraktion für die wartenden Fluggäste.

Völlig fertig und nass geschwitzt will ich die Kartons schnell bei dem Scanner für überformatiges Gepäck abgeben. Da die Kartons zu groß für den Scanner sind, werde ich aufgefordert, doch eben mal die Fahrräder aus den Kartons zu holen. Gute 2,5 Stunden, nachdem ich den Flughafen betreten hatte, sind die Fahrräder geröntgt, sprengstoffbehandelt und wieder verpackt auf dem Weg zum Flugzeug.

Das ist allerdings nicht der Grund dafür, dass mein Flieger nach Istanbul so viel Verspätung hat, dass ich den Weiterflug nach Thessaloniki nicht mehr erreiche. Der Nebeneffekt ist, dass ich den neuen, wirklich riesigen Flughafen Istanbul in seiner vollen Größe kennenlernen darf, bis alle Umbuchungen erledigt sind. Da Sven für seine Anreise sowieso in Istanbul übernachten will, checke ich im gleichen Hotel ein und bekomme auch ein Ticket für den gleichen Flieger früh morgens nach Thessaloniki. Und tatsächlich kommen auch unsere Fahrräder mit diesem Flugzeug an, so dass die Etappe starten kann.

1. Tagesetappe

Die erste Tagesetappe ist relativ flach, so dass wir die 111 km bis Katerini ohne größere Probleme bewältigen können. Die Fahrt geht vom südöstlich von Thessaloniki gelegenen Flughafen durch Thessaloniki hindurch und dann in Richtung Süden. Westlich von Thessaloniki erstreckt sich ein großer Nationalpark, der durch ein großes Delta von 3 Flüssen geprägt ist. Leider ist der Nationalpark nicht zum Durchfahren geeignet, da es kaum Brücken über die Flüsse gibt.

Hinter Thessaloniki können wir immer auf kleinen, gut ausgebauten Straßen parallel zur Hauptstraße fahren, so dass wir gutgelaunt in Katerini (85.000 Einwohner) ankommen.

2. Tagesetappe

Die Hauptstraße/Autobahn gen Süden hat fast über die gesamte Länge nach Athen parallel eine kleine, asphaltierte Straße, auf der man hervorragend radeln kann. Der einzige Nachteil ist, dass man immer auf einer Seite eine Böschung oder Wand hat, über die man nicht hinwegsehen kann. Nach den ersten 25 km „immer an der Wand lang“ nutzen wir die Möglichkeit, direkt an der Küste zur Ägäis zu fahren. Eine der wenigen Festungen (Platamonas) an dieser Küste zwingt uns zu einem kurzen Anstieg auf 80 Meter Höhe, aber ansonsten ist es eine ruhige Fahrt. Das Wetter ist mit uns sehr gnädig: Eine dunkle Regenfront verpasste uns knapp, so dass wir die Regenklamotten nach wenigen Kilometern wieder ausziehen. Da wir heute nur 90 km fahren, akzeptiert Sven die wenigen Schotterpisten, die wir auf der Strecke haben. Das Grand Hotel in Larissa (140.000 Einwohner) wartete schon auf uns.

3. Tagesetappe

Auf der dritten Etappe wird das Gelände schon etwas schwieriger. Wir haben auf 107 km Strecke über 1000 Höhenmeter zu bewältigen. Wir können der Hauptstraße/Autobahn überwiegend ausweichen und fahren auf einer wunderschöne, ruhige Straßen mit herrlichem Ausblick auf beiden Seiten. Kurz vor dem Ziel geht es bergab bis auf Meereshöhe und dann noch einmal ein Anstieg auf 200 Höhenmeter. Dann ist es geschafft und wir landen in Glifa (260 Einwohner), einem kleinen Ort an der Ägäis. Da es hier nur ein Hotel gibt, hatten wir ein Zimmer vorab gebucht und werden herzlich aufgenommen. Auf der Erkundungstour durch den Ort, eigentlich sind es nur die 300 Meter direkt am Wasser entlang, treffen wir auf das Schild: „Chef spricht deutsch“. Kaum, dass wir stehen bleiben und das Schild bewundern, werden wir vom Chef im besten Deutsch auf seine Terrasse gesetzt und wir genießen einen Sundowner mit Blick auf die Ägäis.


An diesem Abend ist das Fest des Jahres in Glifa. Es versammeln sich, während wir von der Terrasse den besten Blick haben, ca. 200 Griechen, die dann mit einer Fähre auf eine der vorgelagerten Insel gefahren werden, wo dann ein Gottesdienst stattfand. Wir genießen es, dass der Ort wieder so ausgestorben ist wie vorher und wechseln 50 Meter weiter in das Restaurant des Ortes.

4. Tagesetappe

Heute müssen wir zunächst mit der Fähre auf eine Halbinsel und dort nach 10 km die nächste Fähre nehmen, die uns wieder auf das Festland führt. Da wir von der Ankunft auf der Halbinsel bis zur Abfahrt nur genau 30 Minuten Zeit haben, und wir nicht 2 Stunden bis zur Abfahrt der nächste Fähre warten wollen, wird das für uns ein Rennen über den 120 Meter hohen Hügel, den wir überqueren müssen. Wir brauchen genau 30 Minuten, so dass wir gerade noch sehen können, wie die Fähre ablegt. Nach einer Stunde legt eine weitere Fähre an und wir merken erst in letzter Sekunde, dass das unsere Fähre ist. Die Auskunft, dass die Fähre nur alle 2 Stunden fährt, war schlichtweg falsch.

Durch die zwei Fähren sind wir relativ spät dran und wir nehmen den kürzesten Weg nach Thiva. Der führt wieder parallel zur Autobahn auf einer schön asphaltierten Straße. 35 km vor dem Ziel fahren wir gen Süden genau dem recht starken Wind entgegen und deshalb probieren wir zum ersten Mal den Belgischen Kreisel mit Führungswechsel im Minutentakt. Mit schon etwas müden Beinen planen wir einen letzten Stopp in dem einzigen kleinen Ort, der noch in der Nähe unserer Route liegt und nur einen Abstecher von 1 km bedeutet. Dass dieser Kilometer auch 100 Höhenmeter bedeutet, wird uns erst langsam klar. Immer die Coca-Cola-Werbung vor Augen, hecheln wir den Berg rauf und erleichtern den Kneipenwirt um 10 Dosen Cola, die wir in kürzester Zeit vernichten.

Die letzten 20 km sollten jetzt kein Problem mehr sein, denken wir, bis unsere Straße auf einmal zu Ende ist. 50 cm zwischen Betonmauer und Abhang fordern Sven mit seiner Höhenangst alles ab und auch mir ist etwas mulmig. Dann können wir auf einem Trampelpfad den Abhang hinunterschieben und auf einem wunderschönen Wanderweg an einem See entlangfahren.

Kurz vor Thiva werden wir von Landarbeitern durch starkes Winken und Kopfschütteln davon abgebracht, eine Abkürzung zu nehmen und kommen dann endlich mit lehmverschmierten Fahrrädern in Thiva an. Schnell ins Hotel, duschen und etwas ausruhen um dann riesig zu essen – denken wir. Aber der Tag mit seinen Überraschungen ist noch nicht zu Ende. Die ersten beiden Hotels sind ausgebucht, das dritte und letzte im Ort, wird von einem sehr netten jungen Mann geführt, der uns über eine Aktion einer italienischen Firma aufklärt, die mit 250 Mitarbeitern in Thiva übernachten und er deshalb auch kein Zimmer mehr frei hat. Er kann uns aber noch zwei Ferienhausvermittler außerhalb der Stadt nennen. Während ich krampfhaft versuche, einen der beiden ans Telefon zu bekommen, hat Sven festgestellt, dass der junge Mann in der Rezeption mit seinem Leben eigentlich nicht zufrieden ist und startet schon seine erste Therapiestunde. Tatsächlich schaffe ich es, ein ganzes Blockhaus für uns zu reservieren, das extra noch für uns gereinigt werden muss und natürlich einige Kilometer aus der Stadt heraus in der Richtung liegt, aus der wir gerade gekommen sind. Leider können wir noch nicht los, weil Sven erst seine Therapie-Stunde beenden muss.

Das sehr nette Ehepaar, das uns das Blockhaus vermietet, gibt es uns sogar zum halben Preis, weil wir außerhalb der Saison sind. Total happy, dass wir noch eine Schlafmöglichkeit bekommen haben, geben wir den beiden ein üppiges Trinkgeld, wofür wir aber nur verständnislose Blicke ernten. Wir gönnen uns ein Taxi in die Stadt zurück und freuen uns im BBQ-Haus auf ein riesiges Steak. Nach ausführlichem Studium der Speisekarte werden wir bei der Bestellung darauf hingewiesen, dass es nur noch Suppe und ein Nudelgericht gibt. BBQ in Griechenland – unglaublich, aber passend zu diesem Tag der Pannen. Aber auch hier finden wir eine gute Lösung: Wir wechseln das Lokal und haben ein richtig gutes Essen im besten Lokal der Stadt. Beim Nachtisch meldet sich unser Empfangskomitee aus Athen, die schon feuchtfröhlich Ihre eigene Ankunft in Athen feiern.

5. Tagesetappe

In diesem Jahr habe ich das erste Mal auf Landkarten verzichtet und bin völlig begeistert von der App Komoot, die mir nicht nur den Weg weist, sondern mir Informationen über Steigungen und die Oberfläche der ausgesuchten Wege gibt. Damit wir am letzten Tag nicht wieder überwiegend an der Autobahn entlang fahren müssen, tüftele ich mit Komoot am Abend vor unserer letzten Tagesetappe noch bis spät in die Nacht eine Route über den Berg aus, der zu 90% Straßenbelag sein soll.
Wir verabschieden uns herzlich von unseren Vermietern und nehmen gleich gegenüber in einem Trucker-Stop unser Frühstück ein. Ein Grieche ist so begeistert von unserer Tour, dass er uns spontan einen griechischen Müsliriegel zusteckt und uns gute Fahrt wünscht. Gut gelaunt und mit reichlich Zeitpuffer – wir wollen um 16 Uhr in Athen einlaufen – starten wir steil bergauf durch Thivia hindurch gen Süden. Nach 10 km wird unsere Straße zur Schotterpiste, obwohl mein Komoot noch immer Straßenbelag angibt. Nach 25 km sind wir ziemlich entnervt, da der „Straßenbelag“ zwischen Schotterpiste und matschiger Lehmpiste wechselt. Mit kleinen Stöckern versuchen wir die Zwischenräume zwischen Laufrad und Schutzblech zu reinigen, da wir so kaum noch fahren können. Wir entscheiden uns einen 20 km Umweg in Kauf zu nehmen und uns in Richtung Norden zur Autobahn durchzuschlagen, da der „Straßenbelag“ sich auf der geplanten Route die nächsten 50 km nicht ändern würde und vor uns noch ein Anstieg von 500 Höhenmetern auf uns wartet. Nach weiteren 20 km Schotterpiste haben wir endlich wieder Asphalt unter den Rädern und kurze Zeit später haben wir unsere Autobahn erreicht, die uns dann bis nach Athen begleitet.

Die letzten 20 km nach Athen geht es fast nur bergab, so dass wir den Umschwung von einsamen Feldwegen auf eine quirlige Millionenmetropole entspannt aufsaugen können. Ohne Fahrradwege in der Rushhour ist das schon ein Erlebnis besonderer Art, auch wenn alle Autofahrer gefühlt Rücksicht auf uns nehmen. Um 17 Uhr erreichen wir unser Ziel das Panathinaiko Stadion, die Austragungsstätte der ersten Olympischen Spiele der Neuzeit im Jahr 1896.

Unsere in nur wenigen Tagen zu einer eingeschworenen Truppe gereifte Fangemeinde empfängt uns überschwänglich mit einem großen Banner, Fahnen und Sekt! Jutti schenkt Sekt aus, Achim W. dokumentiert alles per Kamera, Klaus und Achim Z. halten das Banner hoch Nicola, Fabian, Petra, Birgit D, Kai, Bettina, Birgit W., Karin und Lothar freuen sich ebenso wie wir, dass wir unser erstes Endziel erreicht haben. Dank der guten Organisation von Achim Z. können wir zusammen mit allen Personen und unseren Fahrrädern die letzten 15 km bis zu unserem Hotel mit einem Kleinbus bewältigen.

Das Hotel, das uns die nächsten 4 Tage beherbergen wird, belegen wir die Hälfte der vermieten Zimmer und ist damit fast wie eine Privatunterkunft. Das Frühstück nehmen wir immer gemeinsam an einer langen Tafel direkt am Pool ein. Abends trudeln alle Teilnehmer nach dem Sightseeing wieder im Hotel ein und treffen sich am Pool zu einem Sundowner. Am Samstagabend laden Sven und ich zum Abendessen in einem herrlichen Restaurant mit Meerblick ein und wir genießen gemeinsam griechische Tappas mit griechischem Wein. Für uns und nach allem Bekunden auch für unsere Fangemeinde, war die Tage ein absolut würdiges 1. Ende unserer x-europe-tour.

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29. März 2019
von Frank Scharlau
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2018 Tirana nach Thessaloniki

Die Anreise mit 2 Fahrrädern, verpackt mit Stretchfolie, war für mich schon fast Routine. Seid wir vor 2 Jahren in Split unsere Fahrräder so verpackt hatten, hatten wir keine Probleme mehr beim Einchecken am Flughafen.

Leider war das System noch nicht optimal, da die Fahrräder dann behandelt werden wie normales Gepäck ohne Rücksicht auf Beschädigungen. So erreichte ich Tirana am Freitagabend mit 2 ziemlich demolierten Fahrrädern. Sven sollte am nächsten Tag gegen 13 Uhr eintreffen und dann wollten wir gemeinsam vom Flughafen in die Stadt fahren, wo meine Familie (Petra, Nicola und Fabien) schon für ein Wochenende Quartier bezogen hatten. Morgens beim Zusammenbau der Fahrräder konnte ich alle Beschädigungen reparieren, bis auf das verbogene Teil, das die Ritzel mit dem hinteren Rad verbindet. Beim dritten Versuch war es geschafft: Das Teil war abgebrochen. Fachleute nennen das Teil Schaltauge, das so gebaut ist, dass es absichtlich bricht, um die Schaltung vor Beschädigungen zu schützen. Da ich ein Schaltauge (ich hatte noch nie davon gehört) nicht als Ersatz dabei hatte, stand unsere Etappe in diesem Moment sehr auf der Kippe.

Mein Hotel war sehr hilfsbereit und stellte gleich seinen Fahrer für mich ab, mit dem ich und Svens Fahrrad nach Tirana fuhren. Allerdings mit wenig Hoffnung, das notwendige „Schaltauge“ dort noch am Samstag zu bekommen. Die Straße, in der wir anhielten, entpuppte sich als Fahrrad-Eldorado: Innerhalb von 100 Metern waren links und rechts der Straße 10 kleine Fahrradläden. Im dritten Laden kramte der Inhaber tatsächlich das richtige Schaltauge aus irgendeiner Kiste und reparierte Svens Fahrrad in wenigen Minuten! Unser Held!

  

Exkurs: Auf dem Rückflug brach das Schaltauge von meinem Bergamont Fahrrad. Im Bergamont-Flagshipstore in Hamburg war das Schaltauge nicht vorrätig: 5 Tage Lieferzeit und einen Termin für den Einbau hätte ich nach 4 Wochen bekommen können. Ein Hoch auf die albanischen Fahrradhändler!!!

So konnten Sven und ich im Mittag ganz entspannt nach Tirana radeln. Wir besuchten gemeinsam unseren Helden, besichtigten Tirana und hatten gemeinsam mit meiner Familie ein sensationell gutes Essen.

  

Mit dem festen Glauben, das größte Problem schon gelöst zu haben, starteten wir am nächsten Morgen bestens gelaunt gen Süden. Wir bekamen nicht mehr mit, wie der Hotelmanager zu meiner Familie sagte, dass die von uns gewählte Route absolut nicht mit dem Fahrrad zu bewältigen wäre. Ich hatte bei der Wahl der Route mehr auf eine gemäßigte Steigung geachtet und weniger auf den Straßenbelag. Als der Asphalt aufhörte, machten wir uns noch keine großen Sorgen. Als uns nur noch Eselskarren entgegenkamen, ahnten wir allmählich, was auf uns zukommen sollte: 10 km Schotterpiste, die uns 2 Plattfüße, mehrere Stürze, die zum Glück glimpflich abliefen, und mehrere Kilometer Bergaufschieben einbrachten. Svens unverwüstliche Laune drohte auf ein Allzeit Tief abzusinken.

  

  

Zum Glück verlief die zweite Hälfte des Tages auf einer schön geteerten Straße und wir erreichten noch rechtzeitig unser Hotel, das sich als Raststätte an der Verbindungsstraße von Albanien nach Mazedonien entpuppte: 24 Stunden geöffnetes Restaurant und wohl die einzige öffentliche Toilette weit und breit direkt unter unserem Zimmer.

Am nächsten Tag ging es immer leicht bergauf bis zum Lake Ohrid, der auf 700 Meter über dem Meeresspiegel liegt. Aufgrund des anstrengenden ersten Tages und einer von Süden kommenden Gewitterfront entscheiden wir uns für die kürzere, nördliche Umfahrung des Sees. An der Grenze zu Mazedonien erwischte uns die Gewitterfront und wir beschlossen, den ersten Guss abzuwarten. Da der erste Guss aber kein Ende nahm, fuhren wir dann in Regenklamotten weiter und waren glücklicherweise bald aus dem Regengebiet heraus.

In Ohrid angekommen, hängte sich ein junger Fahrradfahrer an unsere Fersen, der uns die besten Appartements für kleines Geld vermitteln wollte. Tatsächlich war das die günstigste Übernachtung unserer gesamten Tour. Allerdings war uns auf Anhieb nicht klar, dass es im Appartement weder Bettzeug noch Handtücher gibt. Man kann eben nicht alles haben. Ohrid ist ein Touristenort mit besten Bademöglichkeiten am See und entsprechendem Stadtbild mit Restaurants und Hotels. Die Touristen kommen überwiegend aus Mazedonien, Albanien, Kosovo und Griechenland.

  

Auch der dritte Tag brachte uns wieder fast 1000 Höhenmeter und mit fast 1200 Meter Höhe den höchsten Punkt unserer diesjährigen Etappe. Gleich vom Start weg ging es in einen langen Anstieg, der aber mit einigen Pausen gut zu bewältigen war. Auf halbem Weg machte ich noch einen Versuch, eine Nebenstrecke zu wählen, den wir aber nach wenigen Metern auf einer Schotterpiste abbrachen. Da die Hauptstrecke auch nicht so stark befahren war, wie wir befürchteten und das Tempolimit von 70 km/h von den Autofahrern meist eingehalten wurde, fühlten wir uns auf der Hauptstraße einigermaßen sicher und genossen den bestens asphaltierten Untergrund. Unsere Tagesetappe endete in Bitola, die mit 70.000 Einwohnern drittgrößte Stadt in Mazedonien. Geprägt ist die Stadt durch eine breite Fußgängerzone, die durch das Zentrum der Stadt führt. Hier wurden wir auch auf unserer Suche nach einem schönen Restaurant fündig: Das Essen war hervorragend und der Kellner war extrem bemüht, uns die besten Speisen und Getränke zu erklären und formvollendet aufzutischen.

  

  

Die vierte Tagesetappe startete ganz entspannt bei sehr angenehmen Temperaturen und ohne viel Gegenwind. Wir erreichten bald die Grenze nach Griechenland. Das war nach Schottland, England, Frankreich, Belgien, Deutschland, Schweiz, Österreich, Italien, Slowenien, Kroatien, Bosnien und Herzegowina, Montenegro, Albanien und Mazedonien unser 15. Land, in das wir auf unserer x-europe-tour hineinfuhren.
Da wir in den ersten 3 Tagen unsere Beine gut strapaziert hatten, beschlossen wir unsere Route leicht zu ändern. Wir fuhren 10 km mehr und ersparten uns dadurch 400 Höhenmeter. Vielen Dank an Google-Maps! Zusätzlich bescherte uns die Routenänderung eine fast unbefahrene Straße direkt an einem See entlang. Da die letzten 15 km nur noch bergab gingen, kamen wir gut gelaunt in Edessa an und fanden dort auf Anhieb ein kleines, sehr nettes Hotel. Gen Osten fällt das Gelände direkt am Ortsrand 200 Meter ab, so dass die kleinen Flüsse, die durch Edessa fließen, in Wasserfallkaskaden Richtung Tal fließen.

  

Die letzte Tagesetappe Richtung Thessaloniki bot nach dem kurzen Ritt über 200 Höhenmeter nach unten keine besonderen Highlights. Wir hatten kaum Möglichkeiten, von der Hauptstraße mit viel LKW Verkehr auszuweichen. Einzig eine fast zur Autobahn ausgebaute Schnellstraße über 10 km, die fast autofrei war, gab uns die Möglichkeit, ganz entspannt zu zweit nebeneinander herzufahren. Die großen Schilder wiesen darauf hin, dass diese Straße mit EU-Geldern gebaut wurde, aber leider 2 km länger war, als die alte Strecke und somit nicht benutzt wurde.

In Thessaloniki angekommen gönnten wir uns auf einer der vielen Fußgängerzonen in Richtung Meer einen riesigen Eisbecher und sonnten uns den restlichen Nachmittag auf den Rasenflächen rund um den alten Leuchtturm (White Tower) mit Blick über die lange Promenade und auf die Hafenanlagen. Als die dunklen Gewitterwolken näher kamen, fuhren wir weiter zu unserem Hotel, ganz in der Nähe zum Flughafen. Da wir am nächsten Morgen einen Transfer zum Hotel bekommen konnten, konnten wir die Fahrräder schon abends transportfähig verpacken.

  

Da Sven und ich uns nicht einigen konnten, ob wir unsere x-europe-tour wie ursprünglich geplant in Istanbul beenden, oder aufgrund der politischen Lage in der Türkei auf Athen ausweichen, entschieden wir uns für ein doppeltes Ende. Am 11.05.2019 feiern wir das erste Ende der Tour in Athen, für dessen Planung ich zuständig bin und im nächsten Jahr feiern wir das Ende in Istanbul, das Sven planen wird. Wer also Lust hat, ist herzlich eingeladen am 11.05.19 bei unserer kleinen Feier in Athen dabei zu sein.

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7. Februar 2018
von Frank Scharlau
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2017 Split bis Tirana

Eine sensationelle Strecke liegt vor uns: Wir fahren in diesem Jahr die südkroatische Küste entlang und weiter durch Montenegro bis nach Albanien.

Nach über 20 Flugreisen haben wir endlich die optimale Fahrradverpackung für unsere Touren gefunden: Wir demontieren die Vorderräder und die Pedalen, kleben die Vorderräder gegen den Fahrradrahmen und umwickeln das Ganze mit Stretch Folie. Leichte Schäden am Fahrrad sind dadurch nicht zu vermeiden, aber die ewigen Diskussionen am Flughafen und die Gefahr, dass die Räder doch einmal nicht mitgenommen werden, waren zum Schluss schon kein witziges Abenteuer mehr, sondern einfach nur ätzend. Somit fährt auf der Tour jetzt immer eine Rolle Stretch Folie und Klebeband mit und innerhalb von 30 Minuten verwandeln sich unsere Räder in eingestretchte Pakete.

 

Aus irgendeinem Grund hatte ich dieses Jahr 3 anstatt 2 Ersatzschläuche eingepackt. Den zusätzlichen Schlauch benötigen wir schon nach 5 km, als Sven abends auf dem Weg vom Flughafen Split zum Hotel in Split ein Schlagloch übersieht. Dabei bemerke ich, dass ich für mein Rad 2 und für Svens Rad nur einen Schlauch dabei habe. Aber was Sven nicht weiß, kann ihn nicht beunruhigen.

  

Wir finden ein schönes Hotel direkt an der Altstadt und bummeln bei immer noch großer Hitze durch die engen Gassen. Dem sehr sahnigen Eis in der Waffel vom ersten Straßenverkäufer, den wir sehen konnten, folgte ein gemütliches Abendessen auf dem historischen Marktplatz.

  

Unser erstes Tagesziel ist nach 100 km der kleine Ort Gradac. Wir werden die nächsten Tage bis nach Albanien immer auf der Fernstraße Nr. 8 bleiben. Alternativen gibt es keine: links fangen gleich die Berge an und rechts ist die Adria. Durch die küstennahen Berge ist es ein stetiges bergauf und -ab.

  

Die maximale Höhe auf dieser Tagesetappe ist 200 Meter, die für uns Alpenüberquerer eigentlich keine Herausforderung sein sollte. Durch das zumindest für mich ungewöhnlich heiße Wetter von über 30 Grad Celsius und die immer wieder kurzen knackigen Anstiege, bin ich kurz vor dem Tagesziel völlig platt. 5 Liter Flüssigkeit sind einfach zu wenig. Dank eines Powergetränks aus dem Triathlon Zauberpaket von Sven erreichen wir dann doch noch Gradac und feiern den ersten Tagesetappensieg direkt am Wasser sitzend mit tschechischem Bier. Zum Sonnenuntergang wird die gesamte Beleuchtung am Strand und in den Restaurants ausgeschaltet. Erst als wir bezahlen wollen merken wir, dass ein Stromausfall daran schuld ist und wir jetzt unser letztes Bargeld in Kuna zusammenkratzen müssen.

  

Wir hängen über Nacht unsere völlig durchgeschwitzten Klamotten und Fahrradschuhe auf dem großzügigen Balkon auf und wachen mitten in der Nacht von einem unglaublichen Wetterleuchten auf. Das Sommergewitter ist ein großartiges Schauspiel mit Blitz und Donner, das wir in vollen Zügen genießen. Dank der schon morgens über 30 Grad Lufttemperatur ist es dann keine Vollkatastrophe, dass wir mit klitschnassen Schuhen und Fahrradhose starten müssen. Nach dem kurzen, aber steilen Anstieg zurück zur Route Nr. 8 lässt der Schüttelfrost nach und nach weiteren 5 km fange ich schon wieder an zu schwitzen. Wir passieren den schmalen Zipfel, der zu Bosnien Herzegowina gehört, um nach wenigen Kilometern wieder in Kroatien zu sein. Auch die zweite Tagesetappe ist geprägt von vielen Anstiegen und als wir Dubrovnik schon sehen können, führt uns die Straße noch einmal gute 100 Meter in die Höhe. Wir nehmen das erste Hotel, das wir sehen können mit einem wunderschönen Blick in die Bucht.

  

Zur Altstadt laufen wir endlose Treppen runter und nehmen dann einen Bus. Die Altstadt von Dubrovnik ist wirklich beeindruckend. Wir streifen durch alle Nebengassen und genießen das Essen in einem der vielen Restaurants. Auf Empfehlung von Sven geht es mit Uber zurück zum Hotel. Eine rasante Fahrt allerdings ohne wesentliche Einsparungen.

  

Unser nächstes Tagesetappenziel ist Budva in Montenegro. Bis kurz hinter Dubrovnik gibt es eine Autobahn, die parallel zu unserer Route Nr. 8 verläuft und den Durchgangsverkehr übernimmt. Jetzt ist das Verkehrsaufkommen entsprechend größer und auch die LKWs fliegen an uns vorbei. Wir halten uns diszipliniert am rechten Straßenrand, hoffen, dass die LKW Fahrer nicht übermüdet sind und kommen unfallfrei zur Grenze nach Montenegro. Unser Versuch, die Fähre in der Bucht von Kotor mit kroatischen Kuna zu bezahlen, wird nur belächelt. Wir sind wieder im Euro Raum.

  

 

Déja vu: Kurz vor Budva geht es wieder steil bergauf. Mit mehreren Trinkstopps meistere ich die 500 Meter und wir rollen auf der anderen Seite des Hügels nach Downtown Budva. Der Ort scheint fast ausgebucht zu sein und wir ergattern noch ein Mini Doppelzimmer. Auf der Suche nach einem verträumten Restaurant am Strand landen wir zusammen mit Hunderten von Touristen in einer Art Erlebnispark am Strand: Restaurants, Spielhöllen, Live-Musik, Eisdielen, Riesenschaukeln und Cocktailbars wechseln sich über einen Kilometer am Strand ab. Budva ist nicht nur für Montenegro, sondern weit darüber hinaus der Ferienort für Jugendliche.

 

Auf geht es am nächsten Morgen in Richtung Albanien. Shkodra ist unser nächstes Ziel. Dank Google Maps finden wir die winzige Straße zu der Abkürzung, die uns über einen kleinen Bergrücken führt. Oben angekommen, gönnen wir uns als einzige Gäste in einem Restaurant mit einem atemberauenden Blick ins Tal einen riesigen Teller mit Nudeln, der uns wieder Kraft geben. Danach geht es gemütlich bis zur Grenze. Der erste Eindruck direkt nach der Grenze scheint alle Vorurteile zu bestätigen: Ein Rollstuhlfahrer und eine Familie laufen bettelnd zwischen den wartenden Autos entlang. Ein Eselskarren, gefolgt von Kühen und Hühnern, kommt uns entgegen.

 

Doch wir erleben danach ein anderes Albanien: Wir sehen viele Autos und davon fast die Hälfte Mercedes, BMW oder Audi. Shkodra ist eine pulsierende Stadt, in der wir für € 80,- inklusive Abendessen und Frühstück in einem 5-Sterne-Hotel mit viel Plüsch absteigen. Die Menschen, die wir bis zu unserer Abreise treffen, sind alle sehr freundlich und wir kommen mit vielen Albanern ins Gespräch.

  

Der letzte Tag soll uns nach Tirana zum Flughafen bringen. Die Etappe ist mit 80 km die kürzeste und zudem fast ohne Steigungen. Außerdem verschwindet die Sonne zum ersten Mal etwas hinter leichten Schleierwolken. So starten wir gutgelaunt bei 37 Grad Lufttemperatur. Aber nach 40 km stetigem, manchmal auch stärkerem Gegenwind sind wir nicht mehr so sicher, dass dies eine leichte Etappe wird. Wir machen eine Abstecher zur Adria nach Shengjin, einer Appartement Stadt mit herrlichem Strand. Nach einer kurzen Mittagspause geht es weiter auf der schönen Schnellstraße nach Tirana, die aber leider 30 km vor unserem Ziel zur Autobahn wird und wir quer durch die Pampa zur Parallelstraße fahren müssen. Statt 30 fahren wir jetzt 40 km und das auf den letzten 20 km auf unbefestigter Schotterpiste.

 

 

Eiskalte Cola, ein riesiges Eis und ein großer Swimmingpool belohnen uns im Airport Hotel. Ein üppiges 3-Gänge-Menü im Garten serviert bildet den genialen Abschluss unserer diesjährigen Tour durch 4 Länder.

  

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4. Mai 2017
von Frank Scharlau
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2016 Triest bis Split

Anreise:
In diesem Jahr kam Sven nach Hamburg, sodass wir gemeinsam mit den Fahrrädern ab Hamburg starten konnten. Sven kam pünktlich morgens am Flughafen an, durchlief seinen üblichen Hamburg-Aufenthalt mit Besuch von Freunden und Verwandten, Frühstück, Mittagessen und Kaffeetrinken, sodass wir am Nachmittag mit wenig Karenzzeit zum Flughafen radeln.


Zum ersten Mal fliegen wir mit Easy-Jet. Zum ersten Mal steht unsere Tour wirklich auf der Kippe: Trotz Anmeldung der Fahrräder ist Easy-Jet nicht gewillt, unsere Fahrräder ohne entsprechenden Fahrradkoffer mitzunehmen. Gespräche mit der Managerin, Telefonate mit London, aus dem EDEKA besorgte Kartons, schnell mit Klebeband um die Fahrräder gewickelt, alles umsonst. Letzte Hoffnung: Der Beschwerde-Desk. Ein Fünkchen Hoffnung keimt auf, als der Manager uns weitere Kartons anschleppte. Noch 35 Minuten bis zum Start, als wir endlich die Fahrräder zum Sperrgepäck Scanner schieben bzw. tragen können. Svens Fahrrad verliert schon die ersten Kartons und will nicht durch den Scanner. Der Mann mit dem Handscanner wird gesucht. Noch 25 Minuten bis zum Start. Endlich klappt auch das. Jetzt ist Boardingtime, aber die Personenkontrolle ist brechend voll. Die hasserfüllten Blicke stören uns nicht: Innerhalb von 30 Sekunden sind wir bis zur Kontrolle vorgedrungen und können ohne Wartezeit, allerdings klitschnass geschwitzt, ins Flugzeug einsteigen.
Überraschung in Venedig: Auch unsere Fahrradtaschen und Fahrräder haben es in den Flieger geschafft. Es ist nur eine kurze Fahrt von 25 Minuten vom Flughafen zum Bahnhof, aber der leichte Nieselregen scheint uns zu zeigen, dass es dieses Jahr keine leichte Etappe wird.
Gegen 23 Uhr treffen wir in Monfalcone, unserem diesjährigen Startpunkt nördlich von Triest, ein. Nach kurzer Orientierungslosigkeit finden wir uns Hotel vom letzten Jahr wieder.

1. Tag

Nach einem guten Frühstück geht es direkt an der Küste entlang nach Triest. Einen kurzen Stopp legen wir auf der Piazza Grande mit dem Rathaus und weiteren wunderschönen Palazzi ein.

Am Wasser entlang umfahren wir den wirklich steilen Hausberg von Triest, wobei wir kurzzeitig auf die Autobahn geraten und nach dem Tunnel gleich die nächste Abfahrt nehmen. Dann haben wir den Anstieg in die Bergkette von Slowenien vor uns. Slowenien begrüßt uns direkt an der Landesgrenze mit einem kurzen, aber kräftigen Regen.

Spannend ist die nächste Grenze nach Kroatien, die mit Natodraht gesichert ist: 3 Zöllner warten auf die im Stundentakt eintreffenden Autos und uns zwei Fahrradfahrer.

In der recht spärlich bewohnten Bergregion füllen wir unsere Wasservorräte bei einem Bauernhof auf und hätten fast die einzige Gaststätte übersehen, in der wir den nächsten Regenguss vorüberziehen lassen und uns ein leckeres Hühnchen mit Pasta gönnen.

Die letzten 20 km geht es fast nur noch bergab nach Rijeka. Für den ersten Tag hatten wir mit 110 km und über 1000 Höhenmetern schon einen guten Start hingelegt.
Rijeka, ganz im Norden Kroatiens an der Kvarner Bucht gelegen, ist eine schöne Stadt mit Fußgängerzonen und gerade im Sommer viel Tourismus. Dass wir für 2 Eisbecher 31 Euro bezahlen sollen, erstaunt uns doch etwas. Endlich begreifen wir, dass wir nach 3000 km aus der Eurozone raus sind und hier in Kuna bezahlen müssen.

2. Tag

Der zweite Tag führt uns immer entlang an der Steilküste zur Adria. Gleich beim Start aus Rijeka haben wir die ersten 270 Höhenmeter zu meistern, die wir gleich wieder runter fahren müssen und der Anstieg beginnt wieder von vorn. Wir drosseln unser Tempo und legen mehr Pausen ein. Dies wird mit Abstand die anstrengendste Teiletappe in diesem Jahr. Mehrere Powerbars und gute Verpflegung geben uns wieder Kraft. Die Wasserversorgung ist nicht einfach: Die zwei Liter sind schnell verbraucht und kein Geschäft, Tankstelle oder Restaurant in Sicht. Endlich ist ein Restaurant ausgeschildert und wir freuen uns die nächsten 3 km. Leider hat es geschlossen, aber eine nette, ältere Frau füllt uns unsere Wasserflaschen auf und schenkt uns jeweils eine Hand voll Kirschen. Selten haben Kirschen so herrlich geschmeckt! Endlich kommt der Abzweiger zu unserem Hotel, das ich aufgrund der einsamen Gegend vorgebucht hatte. Steil geht es in die Bucht runter und uns wird schon ganz schlecht, wenn wir an den Start am nächsten Morgen denken.

Das Hotel Lux ist ein sehr schön restauriertes Gebäude in einer winzigen Bucht, die ansonsten nur von sehr alten, zum Teil verfallenen Häusern umgeben ist. Eine betonierte Fläche mit Stufen ins Wasser erleichtert den Einstieg zum Baden, da die Steilküste mit schroffen Felsen direkt in das Meer übergeht.
    

3. Tag

Am nächsten Morgen stehen wir früh auf, um zu Fuß an der Steilküste bis zu einer einsamen Bucht in einem Naturschutzgebiet zu laufen. Den Tipp bekamen wir von der Tochter des Hotelbesitzers, die uns am Vorabend von der Gegend vorgeschwärmt hatte. Das Wasser in der Bucht ist glasklar und eiskalt, da die Sonne aufgrund der Steilküste kaum eine Chance hat, das Wasser der Bucht zu erwärmen.
Der Anstieg auf 250 Höhenmeter in 4 km zurück zur Straße ist nicht so anstrengend, wie wir befürchtet hatten. Nach 20 km entscheiden wir uns, dass wir mit der Fähre auf die Insel Pag übersetzen. Ein Fahrradfreak aus Frankreich berichtet uns von 3 kräftigen Anstiegen auf der Insel, die uns aber nicht mehr beunruhigen können.

Auf die Fähre wartend treffen wir auf zwei typische Motorradfahrer aus Oberfranken: Bei guter Hitze die 3 Zentner in vollem Leder eingehüllt, erzählen sie uns mit vielen „Ey Digger“ von ihrer Tour. Lässig grüßend fuhren Digger & Digger mit ihren Motorrädern beim ersten Anstieg auf der Insel Pag an uns vorbei.

Die Insel Pag ist fast ohne Vegetation und sieht eher einer Mondlandschaft ähnlich. Der Nordteil ist wirklich sehr hügelig, aber der Wind dreht, so dass wir den letzten Anstieg mit Rückenwind locker hochfahren und nach einer steilen Abfahrt in der Badebucht des Ortes Pag landen. Wir gönnen uns mehrere Eisbecher, eiskalte Cola und nehmen ein Bad im warmen Meer.

Wir fahren locker weiter, da uns die verbleibende Strecke bis Split bei unserem normalen Tagespensum von 100 km die Möglichkeit gibt, die Tagesetappen zu verkürzen. Da wir jedoch keine vernünftige Unterkunft finden, fahren wir doch bis Zadar. Zadar mit 75.000 Einwohnern hat als Hafenstadt und Seebad erstaunlich wenig Hotels. Wir fahren ca. 5 km aus der Stadt raus zur Marina, wo wir ein nettes Hotel finden, in dem wir aber die einzigen Gäste sind. Im Yachthafen finden wir neben einer Jugendherberge nur einen Grill, der geöffnet hat, aber von außen nicht mit unserem Wunsch auf ein leckeres Essen vereinbar ist. Doch der hässliche Grill entpuppt sich als durchaus gutes Restaurant mit einer Dachterrasse und einem sehr leckeren Hauswein.

4. Tag

Heute haben wir nur 80 km vor uns und starten nach einem mäßigen Frühstück in Richtung Süden vorbei an einem riesigen Yachthafen. Die ersten 20 km sind noch hügelig, danach ist es eine schöne, flache Etappe, die nur durch den steten Gegenwind getrübt wird. 20 km vor unserem Tagesetappenziel Šibenik lernen wir Felix aus Augsburg kennen, der vor seinem nächsten Start an der Uni den Kopf durch eine Fahrradtour frei bekommen will. Wir verabreden uns für ein Eis essen im nächsten Ort und er lässt uns Oldies einen kleinen Vorsprung, bevor er hinter uns herfährt. Heftig pustend und schwitzend erreicht er uns kurz vor dem Ort und wir tauschen unsere restlichen Kunas in Eiskugeln.

Gemeinsam fahren wir anschließend über eine 360 Meter lange Brücke mit einem beeindruckenden Blick über die große Bucht und auf den Ort Šibenik, unser Tagesetappenziel, zu. Bei dem Strandbad direkt in Šibenik genießen wir die Sonne und ein Bad in der Bucht, die durch den Fluss Krka fast nur aus Süßwasser besteht. Der touristische Ort besticht durch eine tolle Altstadt mit vielen kleinen Läden und Restaurants. Wir bekommen über die Touristeninfo eine nette Privatunterkunft und den Tipp für ein gutes Restaurant, das wir mit Felix testen. Wir genießen den Abend bei leckerem Essen und Wein bei warmem Wetter in einer Seitengasse der Altstadt. Ein Absacker an der Hafenpromenade beschließt den Abend.

5. Tag

Am nächsten Morgen werden wir mit einem phantastischen Frühstück auf der Loggia überrascht und starten gutgelaunt in die letzte Tagesetappe, die nur noch 65 km beträgt. Immer der Küstenstraße folgend geht es immer leicht bergauf und bergab. Wir treffen einen Australier, der nach seiner Kündigung für ein paar Monate mit dem Rad durch Europa kurvt. Bestens ausgestattet mit GPS, Navi, Powerback und Solar Aufladestation, lächelt er über mein ausgedrucktes Kartenmaterial. Er kann ja nicht wissen, dass ich aus dem Druckereigewerbe komme.

Die perfekt geplante Tour präsentiert uns am Ende das Highlight überhaupt: Das kleine Örtchen Trogir. Eine Altstadt auf einer winzigen Insel, die als Übergang zur Badeinsel Ciovo dient, besteht aus Restaurants, kleinen Läden, Eisdielen und Kirchen. Wir nutzen den Nachmittag zu einem Spaziergang zum Badestrand und kehren mit der untergehenden Sonne zurück zu unserem Hotel. Ein tolles Essen in einem der Restaurantgärten auf Trogir beschließt unsere letzte Tagesetappe.
   

Abreise:
Mit etwas ungutem Gefühl fahren wir dieses Mal rechtzeitig zum Flughafen und sind gespannt, ob wir die Fahrräder ohne Diskussionen mitbekommen. Auf dem Flughafen sehen wir, wie jemand Koffer mit einer Maschine in Folie einwickelt. Wir fragen ihn, ob er uns Folie verkauft. Er weist mich an, das Vorderrad auszubauen und stellt das erste Fahrrad mit dem Hinterrad in seine Maschine. Ich drücke den Startknopf und tatsächlich schafft er es, das rotierende Fahrrad auf dem Hinterrad zu halten. In Frischehaltefolie eingewickelt, verlief das Einchecken problemlos. Leider wurde mein Anschlussflug von Wien nach Hamburg gecancelt, so dass ich noch eine Übernachtung in Wien hatte. Trotzdem war ich noch eher als Sven zu Hause.

Galerie

24. Februar 2016
von Frank Scharlau
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2015 Innsbruck bis Triest

Vorweg: Das war mit Sicherheit eine der schönsten Etappen, die wir auf unseren gemeinsamen Fahrradtouren seit 1990 gefahren sind.

Die Anfahrt klappte mal wieder reibungslos: Ich hatte keine Probleme, beide Fahrräder als Sperrgepäck aufzugeben. Für die Gepäckleute war es am Sperrgepäckscanner auch schon reine Routine, Fahrräder oder ähnlich sperrige Sportgeräte zu prüfen, so dass ich ganz entspannt in München ankam. Fast zeitgleich kam Sven aus Florida via Düsseldorf und Kjell, Svens Sohn, aus Stuttgart mit dem Leihwagen an. So hatten wir einen Chauffeur, der uns bis Innsbruck brachte. Die weiteren Etappen ab Triest werden bei der An- und Abreise bestimmt schwieriger.

In Innsbruck hatten wir ein Hotel vorgebucht und erlebten abends im Restaurant gegenüber dem goldenen Dacherl einen Weltuntergang mit Sturmböen und jeder Menge Regen. Beste Voraussetzungen für unsere Fahrradtour.

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Am nächsten Morgen fuhren wir drei mit dem Wagen exakt zu dem Ort (Mötz), an dem wir im letzten Jahr nach der Überquerung des ersten Alpenpasses auf das Inntal gestoßen waren. Bei bestem Wetter (kein Regen und kein Gegenwind) fuhren wir bestens gelaunt und voller Adrenalin einen wunderschönen Fuß- und Radweg im Inntal gen Westen.

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14. Januar 2015
von Frank Scharlau
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2014 Basel bis Innsbruck

Die Vorfreude ist wieder riesig groß: Sven hatte seinen Part wieder meisterlich gelöst: Er kommt fast zeitgleich aus Florida via Düsseldorf mit meinem Direktflug aus Hamburg in Basel an. Alle Taschen und Fahrräder kommen ebenfalls an, so dass wir die erste Hürde unserer diesjährigen Etappe schon locker genommen haben.

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Meiner Aufgabe, die Ausarbeitung der Route, hatte ich auch viel Zeit geopfert, da wir unseren ersten Alpenpass bewältigen wollen und wir auf der ersten Tagestappe einen Insider mitfahren lassen, vor dem ich mich nicht blamieren will.

In Basel werden wir von den Familien von Rolf und Peter sehr herzlich empfangen. Ein gemeinsames Abendessen mit beiden Familien und Svens Söhnen Finn und Kjell lässt Erinnerungen an den Abschluss der letztjährigen Etappe aufkommen. An dieser Stelle nochmals vielen Dank an die Familien von Rolf und Peter für die unkomplizierte Übernachtungsmöglichkeit.

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19. März 2014
von Frank Scharlau
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2013 Reims bis Basel

Start am 09.06.2013
Sven hatte mal wieder die Flüge optimal koordiniert, so dass wir fast zeitgleich in Paris ankommen sollten, wenn mein Flieger nicht über 2 Stunden Verspätung gehabt hätte. Das
Einchecken beider Fahrräder lief problemlos, das notwendige Abschrauben der Pedalen klappte hervorragend: Sie wurden gleich im Handgepäck verstaut. Dass ich daraufhin meine
Tasche bei der Gepäckkontrolle öffnen musste, um dem Sicherheitsmenschen die Ungefährlichkeit der Pedalen vorzuführen, hatte mich auch noch nicht irritiert. Erst als er in die
Tasche zeigte und sagte: „Die sind konfisziert!“, wurde mir mulmig. 500 km ohne Pedalen schienen mir nicht sehr verlockend. Zum Glück meinte der Humorist meine Verpflegung,
weil er seine Lieblingskekse entdeckt hatte.
Sven erwartete mich halb lesend, halb schlafend an der Gepäckausgabe, wo wir gleich die Fahrräder zusammenschraubten.

Sven hat seinen Helm wiederKurz vor dem Bahnsteig, an dem der Zug nach Paris halten sollte, fiel Sven zum Glück auf, dass er seinen Helm beim Gepäckband liegen gelassen hatte. Im Helm waren gut versteckt seine Papier, Kreditkarten und Bargeld. Aber in Paris kommt ja bekanntlich nichts weg….

Die Metro brachte uns dann zum Gare du Nord: Auch mit Fahrrädern kein Problem, selbst für die obligatorischen Drehkreuze gibt es Fahrradlösungen. Direkt am Bahnhof hatten wir dann das schlechteste und teuerste Hotel unserer Etappe.

Frank im Zug Mit Fahrrad durchs Drehkreuze

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14. Februar 2013
von Frank Scharlau
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2012 London bis Reims

Der Start am 02.06.2012
Mit 2 Fahrrädern unter dem Arm durchquerte ich morgens um 5 Uhr mehrfach den Terminal 1 auf dem Hamburger Flughafen, bevor ich den richtigen Schalter gefunden hatte. Trotz des pingeligen Einweisers von British Airways, der irgendetwas von Fahrradkoffern laut Richtlinie der BA, die im Internet für alle Passagiere einsehbar sei, faselte, hatte ich in knapp 60 Minuten ohne sonderlichen Aufpreis die beiden Fahrräder und mein Gepäck aufgeben können. Ich fühlte mich allerdings, als ob ich die erste Tagesetappe der Fahrradtour mit Bergwertung schon hinter mir hätte.

Bericht London Reims 1 Bericht London Reims 2

In London Heathrow war Sven schon pünktlich eine halbe Stunde vor mir direkt aus Florida eingetroffen. Entgegen dem Ruf von Heathrow war sogar das Gepäck inklusive Fahrräder da, so dass wir uns gleich in die Fahrradklamotten schmeißen konnten. Sven wunderte sich etwas über die zu stark eingestellte Klimaanlage und merkte erst beim Verlassen des Flughafengebäudes, dass die Temperatur im Gebäude doch fast 10 Grad über der Außentemperatur lag. Somit war klar, dass Sven die kurzen Fahrradhosen völlig unnötig mitgenommen hatte.

Bericht London Reims 3 Bericht London Reims 4

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14. November 2010
von Frank Scharlau
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2010 Start unserer X-Europe-Tour

1. Etappe: Überblick

Karte Glasgow - Manchester

Saturday 07/31/10, from Glasgow to Invararay

Die erste Jahresetappe stand schnell fest: Wir wollten von Glasgow nach Manchester fahren. Das sind ca. 400 km, so dass wir bei einem durchschnittlichen Tagespensum von 100 km über 5 Tage einige Varianten zur Verfügung hatten. Zunächst war die Planung über Edinburgh an die Ostküste zu fahren und über Newcastle und Leeds nach Manchester. Erst der Aufschrei von Peter – ein eingefleischter Schottlandfan – machte uns darauf aufmerksam, dass wir mit den Großstädten Glasgow und Edinburgh bestimmt nicht das wahre Schottland kennen lernen würden. So wurde die Route umgeplant und der Start sollte uns zunächst nach Nordwesten führen um dann an der Westküste gen Süden nach Manchester zu kommen. Da unser Flug morgens ganz früh gehen sollte, konnte ich sogar noch einen sechsten Tag, also 600 km verplanen. Dass auch ein fast schon eingebürgerter US-Amerikaner am und pm verwechseln kann, merkten wir eine Woche vor dem Abflug, so dass unser Flug nicht morgens früh, sondern abends ging. Hektisches Umbuchen auf einen Tag früher rettete meine ausgearbeitete Tour über 6 Tage.

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