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2016 Triest bis Split

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Anreise:
In diesem Jahr kam Sven nach Hamburg, sodass wir gemeinsam mit den Fahrrädern ab Hamburg starten konnten. Sven kam pünktlich morgens am Flughafen an, durchlief seinen üblichen Hamburg-Aufenthalt mit Besuch von Freunden und Verwandten, Frühstück, Mittagessen und Kaffeetrinken, sodass wir am Nachmittag mit wenig Karenzzeit zum Flughafen radeln.


Zum ersten Mal fliegen wir mit Easy-Jet. Zum ersten Mal steht unsere Tour wirklich auf der Kippe: Trotz Anmeldung der Fahrräder ist Easy-Jet nicht gewillt, unsere Fahrräder ohne entsprechenden Fahrradkoffer mitzunehmen. Gespräche mit der Managerin, Telefonate mit London, aus dem EDEKA besorgte Kartons, schnell mit Klebeband um die Fahrräder gewickelt, alles umsonst. Letzte Hoffnung: Der Beschwerde-Desk. Ein Fünkchen Hoffnung keimt auf, als der Manager uns weitere Kartons anschleppte. Noch 35 Minuten bis zum Start, als wir endlich die Fahrräder zum Sperrgepäck Scanner schieben bzw. tragen können. Svens Fahrrad verliert schon die ersten Kartons und will nicht durch den Scanner. Der Mann mit dem Handscanner wird gesucht. Noch 25 Minuten bis zum Start. Endlich klappt auch das. Jetzt ist Boardingtime, aber die Personenkontrolle ist brechend voll. Die hasserfüllten Blicke stören uns nicht: Innerhalb von 30 Sekunden sind wir bis zur Kontrolle vorgedrungen und können ohne Wartezeit, allerdings klitschnass geschwitzt, ins Flugzeug einsteigen.
Überraschung in Venedig: Auch unsere Fahrradtaschen und Fahrräder haben es in den Flieger geschafft. Es ist nur eine kurze Fahrt von 25 Minuten vom Flughafen zum Bahnhof, aber der leichte Nieselregen scheint uns zu zeigen, dass es dieses Jahr keine leichte Etappe wird.
Gegen 23 Uhr treffen wir in Monfalcone, unserem diesjährigen Startpunkt nördlich von Triest, ein. Nach kurzer Orientierungslosigkeit finden wir uns Hotel vom letzten Jahr wieder.

1. Tag

Nach einem guten Frühstück geht es direkt an der Küste entlang nach Triest. Einen kurzen Stopp legen wir auf der Piazza Grande mit dem Rathaus und weiteren wunderschönen Palazzi ein.

Am Wasser entlang umfahren wir den wirklich steilen Hausberg von Triest, wobei wir kurzzeitig auf die Autobahn geraten und nach dem Tunnel gleich die nächste Abfahrt nehmen. Dann haben wir den Anstieg in die Bergkette von Slowenien vor uns. Slowenien begrüßt uns direkt an der Landesgrenze mit einem kurzen, aber kräftigen Regen.

Spannend ist die nächste Grenze nach Kroatien, die mit Natodraht gesichert ist: 3 Zöllner warten auf die im Stundentakt eintreffenden Autos und uns zwei Fahrradfahrer.

In der recht spärlich bewohnten Bergregion füllen wir unsere Wasservorräte bei einem Bauernhof auf und hätten fast die einzige Gaststätte übersehen, in der wir den nächsten Regenguss vorüberziehen lassen und uns ein leckeres Hühnchen mit Pasta gönnen.

Die letzten 20 km geht es fast nur noch bergab nach Rijeka. Für den ersten Tag hatten wir mit 110 km und über 1000 Höhenmetern schon einen guten Start hingelegt.
Rijeka, ganz im Norden Kroatiens an der Kvarner Bucht gelegen, ist eine schöne Stadt mit Fußgängerzonen und gerade im Sommer viel Tourismus. Dass wir für 2 Eisbecher 31 Euro bezahlen sollen, erstaunt uns doch etwas. Endlich begreifen wir, dass wir nach 3000 km aus der Eurozone raus sind und hier in Kuna bezahlen müssen.

2. Tag

Der zweite Tag führt uns immer entlang an der Steilküste zur Adria. Gleich beim Start aus Rijeka haben wir die ersten 270 Höhenmeter zu meistern, die wir gleich wieder runter fahren müssen und der Anstieg beginnt wieder von vorn. Wir drosseln unser Tempo und legen mehr Pausen ein. Dies wird mit Abstand die anstrengendste Teiletappe in diesem Jahr. Mehrere Powerbars und gute Verpflegung geben uns wieder Kraft. Die Wasserversorgung ist nicht einfach: Die zwei Liter sind schnell verbraucht und kein Geschäft, Tankstelle oder Restaurant in Sicht. Endlich ist ein Restaurant ausgeschildert und wir freuen uns die nächsten 3 km. Leider hat es geschlossen, aber eine nette, ältere Frau füllt uns unsere Wasserflaschen auf und schenkt uns jeweils eine Hand voll Kirschen. Selten haben Kirschen so herrlich geschmeckt! Endlich kommt der Abzweiger zu unserem Hotel, das ich aufgrund der einsamen Gegend vorgebucht hatte. Steil geht es in die Bucht runter und uns wird schon ganz schlecht, wenn wir an den Start am nächsten Morgen denken.

Das Hotel Lux ist ein sehr schön restauriertes Gebäude in einer winzigen Bucht, die ansonsten nur von sehr alten, zum Teil verfallenen Häusern umgeben ist. Eine betonierte Fläche mit Stufen ins Wasser erleichtert den Einstieg zum Baden, da die Steilküste mit schroffen Felsen direkt in das Meer übergeht.
    

3. Tag

Am nächsten Morgen stehen wir früh auf, um zu Fuß an der Steilküste bis zu einer einsamen Bucht in einem Naturschutzgebiet zu laufen. Den Tipp bekamen wir von der Tochter des Hotelbesitzers, die uns am Vorabend von der Gegend vorgeschwärmt hatte. Das Wasser in der Bucht ist glasklar und eiskalt, da die Sonne aufgrund der Steilküste kaum eine Chance hat, das Wasser der Bucht zu erwärmen.
Der Anstieg auf 250 Höhenmeter in 4 km zurück zur Straße ist nicht so anstrengend, wie wir befürchtet hatten. Nach 20 km entscheiden wir uns, dass wir mit der Fähre auf die Insel Pag übersetzen. Ein Fahrradfreak aus Frankreich berichtet uns von 3 kräftigen Anstiegen auf der Insel, die uns aber nicht mehr beunruhigen können.

Auf die Fähre wartend treffen wir auf zwei typische Motorradfahrer aus Oberfranken: Bei guter Hitze die 3 Zentner in vollem Leder eingehüllt, erzählen sie uns mit vielen „Ey Digger“ von ihrer Tour. Lässig grüßend fuhren Digger & Digger mit ihren Motorrädern beim ersten Anstieg auf der Insel Pag an uns vorbei.

Die Insel Pag ist fast ohne Vegetation und sieht eher einer Mondlandschaft ähnlich. Der Nordteil ist wirklich sehr hügelig, aber der Wind dreht, so dass wir den letzten Anstieg mit Rückenwind locker hochfahren und nach einer steilen Abfahrt in der Badebucht des Ortes Pag landen. Wir gönnen uns mehrere Eisbecher, eiskalte Cola und nehmen ein Bad im warmen Meer.

Wir fahren locker weiter, da uns die verbleibende Strecke bis Split bei unserem normalen Tagespensum von 100 km die Möglichkeit gibt, die Tagesetappen zu verkürzen. Da wir jedoch keine vernünftige Unterkunft finden, fahren wir doch bis Zadar. Zadar mit 75.000 Einwohnern hat als Hafenstadt und Seebad erstaunlich wenig Hotels. Wir fahren ca. 5 km aus der Stadt raus zur Marina, wo wir ein nettes Hotel finden, in dem wir aber die einzigen Gäste sind. Im Yachthafen finden wir neben einer Jugendherberge nur einen Grill, der geöffnet hat, aber von außen nicht mit unserem Wunsch auf ein leckeres Essen vereinbar ist. Doch der hässliche Grill entpuppt sich als durchaus gutes Restaurant mit einer Dachterrasse und einem sehr leckeren Hauswein.

4. Tag

Heute haben wir nur 80 km vor uns und starten nach einem mäßigen Frühstück in Richtung Süden vorbei an einem riesigen Yachthafen. Die ersten 20 km sind noch hügelig, danach ist es eine schöne, flache Etappe, die nur durch den steten Gegenwind getrübt wird. 20 km vor unserem Tagesetappenziel Šibenik lernen wir Felix aus Augsburg kennen, der vor seinem nächsten Start an der Uni den Kopf durch eine Fahrradtour frei bekommen will. Wir verabreden uns für ein Eis essen im nächsten Ort und er lässt uns Oldies einen kleinen Vorsprung, bevor er hinter uns herfährt. Heftig pustend und schwitzend erreicht er uns kurz vor dem Ort und wir tauschen unsere restlichen Kunas in Eiskugeln.

Gemeinsam fahren wir anschließend über eine 360 Meter lange Brücke mit einem beeindruckenden Blick über die große Bucht und auf den Ort Šibenik, unser Tagesetappenziel, zu. Bei dem Strandbad direkt in Šibenik genießen wir die Sonne und ein Bad in der Bucht, die durch den Fluss Krka fast nur aus Süßwasser besteht. Der touristische Ort besticht durch eine tolle Altstadt mit vielen kleinen Läden und Restaurants. Wir bekommen über die Touristeninfo eine nette Privatunterkunft und den Tipp für ein gutes Restaurant, das wir mit Felix testen. Wir genießen den Abend bei leckerem Essen und Wein bei warmem Wetter in einer Seitengasse der Altstadt. Ein Absacker an der Hafenpromenade beschließt den Abend.

5. Tag

Am nächsten Morgen werden wir mit einem phantastischen Frühstück auf der Loggia überrascht und starten gutgelaunt in die letzte Tagesetappe, die nur noch 65 km beträgt. Immer der Küstenstraße folgend geht es immer leicht bergauf und bergab. Wir treffen einen Australier, der nach seiner Kündigung für ein paar Monate mit dem Rad durch Europa kurvt. Bestens ausgestattet mit GPS, Navi, Powerback und Solar Aufladestation, lächelt er über mein ausgedrucktes Kartenmaterial. Er kann ja nicht wissen, dass ich aus dem Druckereigewerbe komme.

Die perfekt geplante Tour präsentiert uns am Ende das Highlight überhaupt: Das kleine Örtchen Trogir. Eine Altstadt auf einer winzigen Insel, die als Übergang zur Badeinsel Ciovo dient, besteht aus Restaurants, kleinen Läden, Eisdielen und Kirchen. Wir nutzen den Nachmittag zu einem Spaziergang zum Badestrand und kehren mit der untergehenden Sonne zurück zu unserem Hotel. Ein tolles Essen in einem der Restaurantgärten auf Trogir beschließt unsere letzte Tagesetappe.
   

Abreise:
Mit etwas ungutem Gefühl fahren wir dieses Mal rechtzeitig zum Flughafen und sind gespannt, ob wir die Fahrräder ohne Diskussionen mitbekommen. Auf dem Flughafen sehen wir, wie jemand Koffer mit einer Maschine in Folie einwickelt. Wir fragen ihn, ob er uns Folie verkauft. Er weist mich an, das Vorderrad auszubauen und stellt das erste Fahrrad mit dem Hinterrad in seine Maschine. Ich drücke den Startknopf und tatsächlich schafft er es, das rotierende Fahrrad auf dem Hinterrad zu halten. In Frischehaltefolie eingewickelt, verlief das Einchecken problemlos. Leider wurde mein Anschlussflug von Wien nach Hamburg gecancelt, so dass ich noch eine Übernachtung in Wien hatte. Trotzdem war ich noch eher als Sven zu Hause.

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